Corona-Sepsis

Sepsis nach schwerer Corona-Erkrankung

Sepsis und COVID-19 - Aufbau einer nationalen Kontaktstelle für PatientInnen mit Long-COVID nach schwerem Erkrankungsverlauf (DES-COVID)

Die SARS-CoV-2-Pandemie steht seit März 2020 im Mittelpunkt des medialen Interesses, im Fokus der gesundheitspolitischen Entscheidungsfindung und zahlreicher wissenschaftlichen Förderprogramme.

Weitgehend unbekannt ist jedoch, dass ein durch das SARS-CoV-2 Virus ausgelöster schwerer Erkrankungsverlauf alle Kriterien einer Sepsis erfüllt. So weisen laut einer jüngsten Metaanalyse 77,9% der PatientInnen, die wegen einer COVID-19 Erkrankung aufgenommen werden, eine Sepsis auf. Dieses trifft auch bei 33,3% der Patienten zu, die auf einer Normalstation behandelt werden müssen. Von diesen werden 17,7% im Verlauf intensivmedizinisch behandelt.

Quellen:

Crit Care Med. 2021 Dec; 49(12): 2042–2057

Seit Beginn der SARS-COV-2 Pandemie wurden in Deutschland ca. 157.000 PatientInnen mit einer kritischen SARS-COV-2 Infektion intensivmedizinisch behandelt. Es ist davon auszugehen, dass ca. 125.000 BürgerInnen, die eine schwere SARS-COV-2 Infektion überlebt haben, von Spätfolgen betroffen sind, welche viele gemeinsame Merkmale mit einer überlebten Sepsiserkrankung aufweisen.

Quellen:

https://www.intensivregister.de

In einer multizentrischen prospektiven Kohortenstudie aus den Niederlanden wurden 246 Patienten 12 Monate nach einer intensivmedizinischen Behandlung, die aufgrund einer schweren COVID-19 Erkrankung erforderlich war, erneut untersucht. Das mittlere Alter betrug 61 Jahre, 81,5% wurden im Mittel über 14 Tage mechanisch beatmet. Die mittlere Liegedauer auf der Intensivstation betrug 18,5 Tage, die Krankenhausliegedauer 30 Tage.

Quellen:

JAMA. 2022;327(6):559-565. doi:10.1001/jama.2022.0040

12 Monate nach Krankenhausentlassung berichteten 74,3 % über körperliche Symptome, 26,2 % über psychische Symptome und 16,2 % über kognitive Symptome. Die häufigsten körperlichen Symptome waren geschwächter Zustand (38,9 %), Gelenksteifigkeit (26,3 %), Gelenkschmerzen (25,5 %), Muskelschwäche (24,8 %) und Myalgien (21,3 %). 58% der Patienten mit COVID-19 hatten Probleme mit ihrer beruflichen Wiedereingliederung.

Diese Zahlen sind vergleichbar mit denen von überlebenden Sepsispatienten.

Quellen:

Am J Respir Crit Care Med. 2021;203(12):1512-1521. doi:10.1164/rccm.202009-3381OC

Die Deutsche Sepsis-Hilfe e.V. hat seit 2005 Erfahrung in der Beratung von intensivmedizinisch behandelten PatientInnen mit akuter Erkrankung bzw. den Spätfolgen nach überlebter Sepsis und berät Angehörige und PatientInnen über eine kostenlose Hotline telefonisch (+49 700 73774 700) oder per Email (info@sepsis-hilfe.org).

An vielen Orten in Deutschland haben sich bereits Betroffene in COVID-Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen. Auch international sind zahlreiche Patientenorganisationen aktiv. Die meisten Initiativen richten sich an Long-Covid-Erkrankte oder Post-Covid-Erkrankte mit leichter/moderater Erkrankung. Dazu gehören Erkältungssymptome, Geschmack-und/oder Geruchsänderung, Diarrhoe etc.. Eine schwere COVID-19-Erkrankung ist hingegen durch das Vorliegen einer Lungenentzündung charakterisiert, welche zu einer kritischen Erkrankung fortschreiten kann, die durch ein Organversagen (Sepsis) gekennzeichnet ist und intensivmedizinisch behandelt werden muss.

Wir wollen im Rahmen der DES-Initiative eine entsprechende Beratung auch für Angehörige und PatientInnen aufbauen, die von einer schweren/kritischen SARS-COV-2 Infektion bzw. deren Spätfolgen betroffen sind. Bündnisparter sind die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) und die Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Info & Hilfe

COVID-19-Selbsthilfegruppen und
Patientenorganisationen finden Sie hier: